Am Freitag, 17. September 2004 verhiess ein schöner, blauer Himmel neben guter Sicht für die vielen Wanderbegeisterten auch einen ungetrübten Blick ins tiefe All für all diejenigen, welche an diesem Wochenende am 3. Teleskoptreffen „Mirasteilas“ in Falera, Graubünden, teilnehmen wollten. Gemäss Wetterprognose sollte das schöne Wetter das ganze Wochenende anhalten – Petrus schien uns also gut gesonnen zu sein. Während wir an meinem Wohnort im Emmental unsere umfangreiche Ausrüstung ins Auto verluden, stellten wir wieder einmal fest, dass Astronomie ein recht materialintensives Hobby sein kann; es war einiges an Geschick vonnöten, neben allen üblichen Reisehabseligkeiten wie Kleider, Toilettenartikel etc. Fabians 20cm Newton samt parallaktischer Montierung, Claudias 105mm Refraktor mit allem fotografischen Zubehör und meine zwei Refraktoren (125mm und 100mm) mit Montierung und Zubehör fürs Autoguiding zu verladen. Wir wollten die guten Standortbedingungen für die Astrofotografie nutzen und so durfte nichts fehlen. Nach gut zweieinhalbstündiger Fahrt trafen wir gegen 14:30h beim grossen Parkplatz vor dem Dorf Falera ein und wurden herzlich von José De Queiroz, dem Hauptorganisator des Treffens, begrüsst. Nach der Entrichtung eines bescheidenen Unkostenbeitrages erhielten wir Namensschilder sowie ein Faltblatt, welches Informationen zur Örtlichkeit und dem Beobachtungsgelände bereithielt. Der Veranstalter hatte sich die Kritiken der letzten Jahre sehr zu Herzen genommen. Der grosse Parkplatz konnte trotz einiger Anstrengungen nie genügend abgedunkelt werden und die daraus resultierenden, eher bescheidenen Beobachtungsbedingungen enttäuschten insbesondere die von weit her angereisten Teilnehmer. So waren wir gespannt auf das angekündigte, neue Beobachtungsgelände. Westlich und leicht erhöht über dem Dorf hatten einige Landwirte mehrere benachbarte Bergwiesen sauber gemäht und für die Besucher gut sichtbar abgegrenzt. Die sanft geschwungenen Hänge schirmten den Grossteil des Lichts des Dorfs ab; von den meisten Punkten des Geländes aus waren lediglich einige zu dieser Zeit unbewohnte Ferienhäuser direkt sichtbar. Ein wirklich schöner Platz und eine beinahe riesig zu nennende Fläche für unsere Vorhaben – man sollte sich also nicht in die Quere kommen und das versprach entspannten Beobachtungsspass und beste Bedingungen für die Astrofotografie. Nach einigem Hin- und Her hatten wir auch „unsere Ecke“ gefunden und stellten Stative und Montierungen auf, nordeten behelfsmässig mit Kompass ein, diskutierten mit bereits anwesenden oder neu eintreffenden KameradInnen, genossen den Sonnenschein, warteten auf die erste Beobachtungsnacht und hofften, der leichte Dunstschleier über dem Tal möge in der Nacht verschwinden. Nach einem guten Nachtessen beobachteten wir den Verlauf der Dämmerung und suchten erste sichtbare Sterne. Es war nun doch merklich kühler geworden, die für das Einrichten unserer astrofotografischen Ausrüstung benötigten Handgriffe führten zu kalten Fingern und der leichte Dunstschleier verweilte trotzig über der Landschaft. Wir hörten bereits während der ersten Nachtstunden vermehrt klagende Kameraden, die sich über beschlagene Linsen und Spiegel ärgerten und später zogen sich viele – etwas murrend - in das am Rand des Geländes gelegene, extra mit „hobbyastronomenaugenfreundlichem“ Rotlicht beleuchtete Restaurant zurück und wärmten sich bei Kaffee oder Tee auf oder stärkten sich mit einer Suppe und hofften, der Dunst werde sich in tiefere Lagen absenken. Die Ausharrenden wurden einige Zeit nach Mitternacht für ihre Geduld belohnt, die Feuchtigkeit zog sich zurück und plötzlich waren beinahe ideale Bedingungen gegeben. Jetzt kamen die Deep-Sky Freunde voll auf ihre Rechnung und uns gelang eine schöne Aufnahme der Andromedagalaxie. Kurz nach drei Uhr legten wir und schliesslich schlafen; der morgige Tag und auch der Abend versprachen interessant zu werden und dafür wollten wir ausgeschlafen sein.

Der Samstag, 18. September begrüsste uns Spätaufsteher mit blendendem Sonnenschein, der auch meinen leichten „Astrokater“ der letzten Nacht wirkungsvoll bekämpfte. Ein kurzer Besuch beim Flohmarkt im Kulturzentrum La Fermata bot uns die Gelegenheit, ein verspätetes Frühstück einzunehmen; eine Festwirtschaft bot Kaffee, Kuchen und vieles mehr feil. Beim Gang durch die astronomischen Auslagen stellte ich fest, dass mir kein wirklich benötigtes Teil fehlte. Das durch einen Amateur angebotenes 10“ Schmitt-Cassegrain war sowieso nicht zu dem von mir erhofften Preis zu bekommen und so machten wir uns auf den kurzen Fussmarsch zum Beobachtungsgelände; die im geparkten Auto provisorisch verstaute Ausrüstung musste getrocknet werden, um Schäden an den Optiken zu vermeiden.

Für viele Teilnehmer stellte der Vortrag von Dr. B. Staneck sicher den Höhepunkt dieses Treffens dar. Der durch seine packenden Erzählungen bekannte Referent verstand es immer, sein Publikum für die Themen der Raumfahrt zu begeistern und so rechnete der Veranstalter mit einer grösseren Besucherzahl – und wurde nicht enttäuscht. Ich hatte bereits einige Monate zuvor einen Vortrag des bekannten Autors und Herausgebers diverser Multimediapublikationen besucht und beschloss daher, lieber das schöne Wetter zu geniessen und dem sicheren Gedränge im Kulturzentrum La Fermata fernzubleiben. Claudia und Fabian taten es mir gleich und somit hatten wir ausreichend Zeit, einige Vorbereitungen für die geplanten Aufnahmen zu treffen. Etwas erstaunt waren wir über die Anzahl der bei Beginn der Dämmerung eintreffenden Besucher. Schon frühzeitig hatte der Veranstalter in den lokalen Medien und mit Plakaten für sein Treffen geworben und damit viele neugierige Besucher – mit und ohne astronomischen Vorkenntnissen – angezogen. In Gruppen durchwanderten die Gäste das Beobachtungsgelände und konnten hier und dort einen Blick durch eines der vielen aufgestellten Instrumente werfen. Ich war mit meinen Vorbereitungen für die nächtliche Himmelsfotografie schon weit vorangekommen; meine Teleskope waren mit Kameras versehen und so musste ich leider einige interessierte Besucher abweisen. Entgegen meinen Befürchtungen erntete ich jedoch sehr viel Verständnis und es entwickelten sich einige äusserst interessante Gespräche mit aufgeschlossenen und teilweise selber fotografisch interessierten Menschen. Auch diese Nacht kämpften wir mit der Feuchtigkeit, auch diese Nacht beschlugen reihenweise Teleskope – und auch diese Nacht trocknete die Luft kurz nach Mitternacht weitestgehend aus. Mir gelang gegen Morgen ein weiteres Bild der Andromedagalaxie, mit kürzerer Brennweite als in der Nacht zuvor. Nach  über einer Stunde Belichtungszeit verstaute ich als letzter Anwesender meine Sachen im geparkten Auto und machte mich gegen halb fünf Uhr morgens auf den Weg zu meiner Unterkunft. Der kommende Tag würde mit dem Trocknen der Instrumente, dem ordnungsgemässen – und zeitaufwändigen – Verstauen der Ausrüstung im Auto und schliesslich einer gut zweieinhalbstündigen Heimfahrt verbracht werden.